Eine neue Gentherapie könnte zukünftig dafür sorgen, dass eine schwere Lungenkrankheit besser behandelt werden kann: die Pulmonale Alveolarproteinose. Für ihre Forschungsergebnisse erhielt Professorin Dr. Gesine Hansen mit ihrem Team im Jahr 2013 den Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen.
Diagnose PAP. Drei Buchstaben, die ein Leben stark begrenzen können. Hinter ihnen verbirgt sich ein komplizierter Name: die Pulmonale Alveolarproteinose. Bei dieser seltenen und schweren Lungenerkrankung „verstopft“ die Lunge nach und nach. Das sorgt für stärkste Atemprobleme – und kann zum Tod führen. Behandlungsmöglichkeiten gibt es bereits, aber ihre Wirkungen sind begrenzt. Dank der Forschungen von Pädiaterin und Lungenspezialistin Professorin Dr. Gesine Hansen und ihrem Team könnte sich das bald ändern.
Die Krankheit
Die Pulmonale Alveolarproteinose ist eine genetisch bedingte, bisher unheilbare Krankheit. Kinder kommen bereits mit ihr zur Welt, scheinen zunächst aber gesund. Die PAP schleicht sich regelrecht in das Leben hinein und sorgt dafür, dass das Kind schlecht wächst und gedeiht, häufig unter Infekten leidet und später auch mit Atemnot zu kämpfen hat. Schuld daran sind „Fresszellen“, medizinisch Makrophagen genannt, die den Job haben, unsere Lunge stets sauber zu halten. Sie befreien sie von Zellresten und -materialien. Bei an PAP-erkrankten Menschen erledigen die Fresszellen ihre Aufgabe jedoch nicht ausreichend. Sie bauen die störenden Stoffe nicht richtig ab. Folge ist, dass sich in der Lunge ein eiweiß- und fettreiches Material ansammelt – eine Art zäher Schleim, der das Organ verstopft. Behandelt wird die Krankheit derzeit vor allem mit der sogenannten Lavage, einer Waschung der Lunge in Vollnarkose, die viele Stunden dauern kann.
Die Forschung
Das Problem der Lungenwaschung: Vielen Patientinnen und Patienten geht es dadurch zwar besser, aber immer noch nicht gut. Zudem ist die Behandlung eine immense Belastung für den Körper und muss regelmäßig wiederholt werden. Professorin Dr. Gesine Hansen von der Medizinischen Hochschule Hannover hat mit ihrem Team bestehend aus Professor Dr. Nico Lachmann, Professor Dr. Thomas Moritz und Professorin Dr. Christine Happle einen neuen Ansatz gewählt: Im Labor züchteten sie aus unreifen Blutzellen Fresszellen heran. Diese gaben sie direkt in die Lunge von Mäusen, die an der Alveolarproteinose litten. Bahnbrechend: Die Fresszellen reiften in den Lungen der Tiere heran und übernahmen dort deren Funktion. Die kranken Fresszellen wurden schlichtweg ersetzt – und die Mäuse-Lungen blieben während der viele Monate dauernden Beobachtungszeit frei von verstopfendem Schleim. Gesine Hansen: „Es besteht die Hoffnung, dass dieses völlig neue Konzept der Zelltherapie zu einem langfristigen Therapieerfolg führt, so dass es den Kindern dauerhaft deutlich besser geht.“
Die Zukunft
Derzeit plant das Team um Gesine Hansen mit dem amerikanischen Kooperationspartner Bruce Trapnell eine erste klinische Studie zu dieser neuartigen Zell-Therapie – die Voraussetzung dafür, dass Menschen entsprechend behandelt werden dürfen. „Wir hoffen sehr, dass wir zügig vorankommen und die ersten Kinder innerhalb der nächsten Jahre von der neuen Therapie profitieren“, sagt die Ärztin. „Unser neues Therapiekonzept könnte auch bei vielen anderen Erkrankungen eine ganz neue therapeutische Möglichkeit ergeben. Wir arbeiten intensiv daran, unseren kleinen Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich zu helfen.“