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Veranstaltungen

9. Rare Disease Symposium – Session 3: Spotlight Talks: Cutting-Edge Developments – Recognizing, Understanding and Treating Rare Diseases

In der dritten Session des 9. Rare Disease Symposiums am 20. Juni 2025 standen die wissenschaftlich-technologischen Grundlagen der Präzisionsmedizin im Mittelpunkt, von Diagnosemethoden bis zu innovativen Therapieansätzen.

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Prof. Dr. Malte Spielmann (UKSH): Next-Generation Genomics – A Cornerstone in Rare Disease Diagnostics

Prof. Dr. Malte Spielmann, UKSH

Die diagnostischen Möglichkeiten bei angeborenen, genetisch bedingten Seltenen Erkrankungen entwickeln sich mit beeindruckender Dynamik. Und doch bleibt eine ernüchternde Realität: Noch immer erhält mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine Seltene Erkrankung keine gesicherte Diagnose.

Prof. Dr. Malte Spielmann, Direktor des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, gab in seinem Vortrag Einblick in die Erkenntnisse, die durch die aktuell etablierte Routinediagnostik bereits möglich sind und in die Potenziale, die neue Technologien perspektivisch eröffnen.

Als Beispiel nannte er das Modellprojekt genomDE, das eine vollständige Genomsequenzierung unter kassenärztlicher Finanzierung erprobt. Doch der Blick ging weiter: Mit der nächsten Technologiegeneration, dem Long-Read Sequencing, könnten künftig noch komplexere genetische Zusammenhänge erfasst werden. Auch wenn erste Ergebnisse bislang nur einen geringen diagnostischen Zugewinn zeigen, bleibt das Verfahren vielversprechend insbesondere mit Blick auf Varianten in nicht-kodierenden Regionen, deren strukturelle Wechselwirkungen Einfluss auf die Genexpression nehmen können, ohne die Gene selbst zu verändern.

Prof. Dr. Mehul Dattani (UCL Great Ormond Street Institute of Child Health, London) : „Unravelling of a Rare Endocrine Disorder: Congenital Hypopituitarism“

Prof. Dr. Mehul Dattani, UCL GOSH, London

Professor Mehul Dattani, Leiter der pädiatrischen Endokrinologie am Great Ormond Street Hospital für Kinder (GOSH), widmete seinen Vortrag dem kongenitalen Hypopituitarismus, einer Seltenen Erkrankung, bei der spezifische Regionen des ZNS spwoe der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) bereits vor der Geburt nicht ausreichend funktionieren. Die Folgen sind vielschichtig: vom Hormonmangel über schwere Entwicklungsstörungen bis hin zu Sehbeeinträchtigungen oder neurologischen Symptomen.

Anhand aktueller Studien und eigener Forschungsergebnisse zeigte er, wie moderne genetische Analysen helfen, diese komplexen Krankheitsbilder besser zu verstehen.

Eindrucksvoll war, wie er anhand von Veränderungen im Gen TBC1D32 erklärte, welche Rolle einzelne Gene in der frühen Hirnentwicklung spielen und wie solche Entdeckungen dabei helfen, selbst ungewöhnliche oder bislang unklare Verläufe zu erklären. Dabei betonte Professor Dattani, wie wichtig eine genaue Diagnose und individuelle genetische Abklärung für betroffene Kinder und Familien ist, nicht nur für die medizinische Behandlung, sondern auch für Beratung, Prognose und Unterstützung im Alltag. „Diese Erkrankungen sind oft komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheinen und wir müssen bereit sein, über klassische Krankheitsbilder hinauszudenken“, so sein Fazit.

Ein wissenschaftlich fundierter, zugleich praxisnaher Beitrag, der eindrucksvoll zeigte: Präzisionsmedizin beginnt mit dem genauen Hinschauen und dem Willen, auch das molekularbiologisch Unbekannte systematisch zu erforschen.

Prof. Dr. Hildegard Büning (MHH): „Redefining Treatment: Innovations in Gene and Cell Therapies“

Prof. Dr. Hildegard Büning, MHH

Prof. Dr. Hildegard Büning, Professorin für Experimentelle Zell- und Gentherapie und stellvertretende Direktorin des Instituts für Experimentelle Hämatologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, gab in ihrem Vortrag einen eindrucksvollen Überblick über den aktuellen Stand der Gen- und Zelltherapie und zeigte, warum gerade jetzt der Moment ist, diese Technologien in die Breite zu bringen. Sie unterstrich in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung der Nationale Strategie für gen- und zellbasierte Therapien, an deren Entwicklung Sie beratend beteiligt war.

Ob Zolgensma zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie oder CAR-T-Zelltherapien bei bestimmten Krebserkrankungen: Erste Gentherapien sind bereits zugelassen, und die klinische Wirksamkeit ist belegt. Doch der Weg in die breite Anwendung ist anspruchsvoll: Zu den zentralen Herausforderungen zählen die hohen Therapiekosten, komplexe Herstellungsprozesse und die bislang begrenzte Effizienz in bestimmten Zielgeweben.

Hier setzt die Forschung von Professorin Büning und ihrem Team an: Mithilfe des sogenannten Capsid Engineering – der gezielten molekularen Modifikation der Virushüllen – lassen sich Gentherapien künftig noch spezifischer auf das gewünschte Gewebe ausrichten. Das Ziel: eine verbesserte Wirksamkeit, eine Reduktion unerwünschter Immunreaktionen, niedrigere Vektordosen und damit ein sichererer und breiterer Zugang für betroffene Patientinnen und Patienten.

„Gentherapien erfüllen die an sie gestellten Erwartungen“, so Bünings klare Botschaft – aber nur wenn wir ihr Fundament weiter stärken, indem Wissenschaft, Versorgung und Politik gemeinsam handeln.

Prof. Dr. Jan Baumbach, UKE Hamburg

Prof. Dr. Jan Baumbach, Arbeitsgruppenleiter Computational Systems Biology am UKE Hamburg, zeigte in seinem Vortrag eindrucksvoll, wie föderierte Künstliche Intelligenz (KI) und systemmedizinische Ansätze zusammenwirken können, um personalisierte Therapien bei Seltenen Erkrankungen gezielt voranzubringen. Ein zentrales Konzept ist die Identifikation sogenannter druggable targets, molekularer Zielstrukturen, die ursächlich an der Krankheitsentstehung beteiligt sind und medikamentös adressiert werden können. Statt auf einzelne auffällige Gene zu fokussieren, analysieren entsprechende Modelle ganze Netzwerke und identifizieren krankheitsrelevante Module, die als funktionelle Einheit betrachtet werden.

Diese Methode erlaubt es, subtil wirksame Krankheitsmechanismen auch dann sichtbar zu machen, wenn klassische statistische Verfahren versagen.

Kombiniert wird dieser Ansatz mit einer datenschutzwahrenden Infrastruktur: In der Plattform FeatureCloud werden KI-Modelle dezentral über verschiedene Standorte hinweg trainiert, ohne dass sensible Patientendaten diese je verlassen. So lassen sich auch kleine, verstreute Fallzahlen analysieren, was ein entscheidender Vorteil für die Forschung zu Seltenen Erkrankungen ist. Ergänzt wurde der Vortrag durch einen Ausblick auf digitale Zwillinge und generative KI, die künftig Therapieentscheidungen dynamisch unterstützen könnten.

Einblicke in die einzelnen Sessions des 9. Rare Disease Symposiums finden Sie hier:

Keynote: „Unlocking the Secrets of Rare Diseases: How Precision Medicine is Turning Discovery into Hope“

Session 1: Case Study Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (NCL)

Session 2: Unlocking the Power of Data in Rare Diseases

Session 4: Looking ahead: Visions and Advances for Tomorrow’s Healthcare of Rare Diseases

Fotos: Andrea Katheder

Wir sagen von Herzen Danke für die finanzielle Unterstützung durch unsere Partner Pfizer Pharma GmbH, Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co KG, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Alexion Pharma Germany GmbH, Chiesi GmbH, Ipsen Pharma GmbH, UCB Pharma GmbH, PTC Therapeutics Germany GmbH.

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