Gemeinsam mit Nancy Plaßmann, Vorständin der Berliner Sparkasse, eröffnete Eva Luise Köhler den Abend. In ihrer Begrüßung verband sie das herzliche Willkommen mit einem klaren Appell an Politik, Wissenschaft und Gesellschaft: „Wir müssen heute die richtigen Weichen stellen, damit der medizinische Fortschritt bei den Menschen ankommt, die ihn am dringendsten brauchen.“ Sie unterstrich, dass gen- und zellbasierte Therapien enorme Chancen für Betroffene bieten, aber auch Verantwortung mit sich bringen: für faire Zugänge, verlässliche Rahmenbedingungen und gezielte Förderung. Die Kooperation der beiden Stiftungen – etwa in Form des gemeinsamen Junior Clinician Scientists for Rare-Förderprogramms – zeige, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit echten Wandel möglich macht. Stiftungen könnten Themen Raum geben, die sonst keine Lobby haben und Kräfte bündeln für diejenigen, die noch zu oft übersehen werden.
„So empfindlich wie Schmetterlinge – und zugleich so stark wie Löwen“
Besonders berührend war der Beitrag von Andreas Miller, Geschäftsführer von DEBRA Deutschland, der mit der Seltenen Erkrankung Epidermolysis bullosa (EB) lebt. Mit eindringlichen Worten schilderte er das Leben mit der Krankheit, die selten ist, aber für die Betroffenen alles bestimmt. Sein Bericht machte eindrücklich klar, warum Forschung mehr Ressourcen braucht und Chancen mutig ergriffen werden müssen.
Zwischen Innovation und Finanzierbarkeit
Wie sich Innovation, Solidarität und Finanzierbarkeit verbinden lassen, stand im Zentrum der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Prof. Dr. Christian Scholz (Vivantes Klinikum Am Urban). In einem lebendigen und vielschichtigen Austausch spannten die Expertinnen und Experten den Bogen von wissenschaftlichen Grundlagen über Versorgungsstrukturen bis hin zu ethischen Fragen. Prof. Dr. Angelika Eggert (Universitätsmedizin Essen) schilderte, welche beeindruckenden Fortschritte die Kinderonkologie dank moderner Therapien bereits gemacht hat und betonte zugleich, dass neue Behandlungsmöglichkeiten nur dann Wirkung entfalten können, wenn sie auch in der Breite verfügbar sind.
Prof. Dr. Joachim Spranger (Charité – Universitätsmedizin Berlin) hob die Bedeutung verlässlicher klinischer Studien und klarer regulatorischer Prozesse hervor, um innovative Ansätze sicher in die Versorgung zu überführen. Prof. Dr. Hubert Trübel (DEBRA Research gGmbH) erläuterte, dass patientennahe Forschung und gezielte Förderung entscheidend sind, damit der Weg vom Labor zum Menschen schneller und planbarer gelingt. Den gesellschaftlichen Rahmen spannte schließlich Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich, Vorstandsvorsitzende der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung: „Wir müssen Forschung so organisieren, dass sie für Patientinnen und Patienten wirksam wird- Das ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern eine ethische Verpflichtung.“
Diskutiert wurde auch, wie private und öffentliche Investitionen künftig besser verzahnt werden können, um neue Finanzierungsmodelle für translationale Forschung zu schaffen. Besonders bei Seltenen Erkrankungen müsse dabei noch stärker in Netzwerken gearbeitet werden. Denn je seltener eine Krankheit ist, desto wichtiger ist der Schulterschluss aller Akteure.
Alle waren sich einig: Medizinischer Fortschritt braucht mehr als Technologie. Er braucht tragfähige Rahmenbedingungen, den Mut zum Handeln und ein neues Denken. „Fortschritt war schon immer zunächst teuer“, hob Annette Grüters-Kieslich hervor, „doch wenn wir Chancen und nicht nur die Risiken sehen, können wir ihn gestalten.“
„Gemeinsam ist das Zauberwort“
Das Forum machte deutlich: Nur im engen Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Betroffenen lässt sich die Medizin von morgen finanzierbar und wirksam gestalten. Stiftungen können dabei als Motor gesellschaftlicher Veränderung wirken, indem sie Diskurse ermöglichen, Wissen vernetzen und Brücken zwischen den Sektoren schlagen.
„Gemeinsam ist das Zauberwort“, resümierte Eva Luise Köhler. „Wer Versorgung verbessern will, muss heute vernetzen, was morgen zusammenwirken soll.“
Impressionen vom Stiftungsforum
Fotos: Peter Himsel