Therapieentwicklung
„Die Betroffen haben keine Zeit zu verlieren – zumal an den forsschungsstärksten Kliniken des Landes bereits hinreichende Vorarbeiten geleistet wurden, um aussichtsreiche Therapien auf den Weg zu bringen.“
– Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich
Orphan Drugs
Nur für gut 2 % aller Seltenen Erkrankungen stehen spezifische Medikamente zur Verfügung. In der EU sind aktuell 151 Orphan Drugs zugelassen. Bei weiteren 83 Medikamenten wurde der Orphan Drug Status nach der Zulassung zurückgegeben oder ist nach 10 Jahren abgelaufen.
Darunter sind viele Krebsmedikamente, weil viele Tumoren aufgrund ihrer Prävalenz von weniger als 5 von 10.000 Menschen in der EU zu den Seltenen Erkrankungen zählen. Für alle anderen Fachbereiche sieht der Quotient deutlich schlechter aus.
Durch die jeweils geringen Fallzahlen sind die zur Zulassung eines Medikaments erforderlichen klinischen Studien so aufwändig und teuer, dass die üblichen Marktmechanismen nicht funktioniere. Die traurige Wahrheit: Seltene Erkrankungen lohnen sich für Pharmakonzerne nicht.
Bis 1999 existierte in Deutschland quasi kein Markt für Orphan Drugs. Ein wichtiger Meilenstein für die Patient:innen war die EU-Verordnung über Arzneimittel für seltene Leiden im Jahr 2000. Sie ermöglichte ein vereinfachtes Zulassungsverfahren für Orphan Drugs und räumte den Herstellern zeitlich beschränkte Exklusivrechte ein.
Wussten Sie, dass...
Steigende Zulassungszahlen – finanzielle Hürden
Weil einige Orphan Drugs besonders teuer sind, mehren sich Diskussionen über Preisgestaltung und Zugang zu diesen Medikamenten seitdem die Zulassungszahlen auch in Deutschland steigen.
Unser solidarisch finanziertes Gesundheitssystem ist mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert und muss die Kosten für die Versichertengemeinschaft im Blick behalten. Doch entfielen 2020 nur rund 4,4 Prozent der ambulanten Arzneimittelausgaben in der Gesetzlichen Krankenversicherung auf Orphan Drugs.
Fakt ist: Nur für einen geringen Bruchteil der Seltenen Erkrankungen stehen ursächliche Behandlungen zur Verfügung. Gezielte Investitionen in die Weiterentwicklung aussichtsreicher Therapieansätze können dies ändern.
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Wissen & Meinung
Unser neuer Tätigkeitsbericht ist da
Erfahren Sie, wie wir uns mit Förderprojekten, Veranstaltungen und Initiativen für mehr Forschung und eine bessere Versorgung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen einsetzen.
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Wissen & Meinung
Seltene Erkrankungen betreffen Millionen Menschen in Deutschland und ihre Familien – eine enorme Herausforderung auch für unser Gesundheitssystem. Gleichzeitig eröffnen technologische Fortschritte in Diagnostik, Therapien und Digitalisierung neue Chancen. Die…
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Wissen & Meinung
Weißbuch „Seltene Erkrankungen Bayern“ – Ein Aufbruch in die Zukunft
Am 7. Oktober wurde im Rahmen einer Pressekonferenz das Weißbuch zur Kampagne „Seltene Erkrankungen Bayern“ öffentlich vorgestellt. Unter der Schirmherrschaft der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung und initiiert vom…
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Innovative Verfahren: Zeitenwende in der Therapie
Forschenden gelingt es heute zunehmend, die pathologischen Mechanismen der Krankheitsentstehung zu entschlüsseln. Damit liefern sie Ansatzpunkte für die Entwicklung zielgerichteter Medikamente und Antikörper, die die Symptome der betroffenen Menschen deutlich verringern können.
Ermutigende Behandlungserfolge mit gen- und zelltherapeutischen Verfahren, läuten eine regelrechte Zeitenwende in der Medizin ein. Insbesondere die Betroffenen von Seltenen Erkrankungen, die eine monogenetische Ursache haben, dürften auf Heilung hoffen, wenn aussichtsreiche Forschungsansätze jetzt konsequent weiterverfolgt würden.
Um die Entwicklung aussichtsreicher Behandlungsansätze voranzutreiben, bündelt die von unserer Stiftung initiierte Alliance4Rare die Expertise forschungsstarker Universitätskinderkliniken entlang einer standortübergreifenden Forschungsstrategie für Seltene Erkrankungen.
Chance oder Risiko?
Noch gibt es bei den vorgestellten Methoden keine ausreichende Langzeiterfahrungen. Sie kommen jedoch bei Erkrankungen zur Anwendung, die bereits in der Kindheit zum Tod führen oder unbehandelt mit besonders schwerwiegenden Einschränkungen der Entwicklung einhergehen. Für Betroffene ohne Therapiealternative ist das ungewisse Langzeitrisiko erfahrungsgemäß akzeptabler, als die verheerenden kurz- bis mittelfristigen Prognosen.
Der Weg, um das langfristige Risiko-Nutzen-Verhältnis zu optimieren, ist klar:
1. Klinische Studien zur Wirksamkeit, Verträglichkeit und Praktikabilität der Therapieansätze
2. Datenbasierte Erfassung und Evaluierung der Verbesserung der Lebensqualität
3. Systematische Langzeitbeobachtungen, um mögliche Spätfolgen für Kinder und Jugendlichen abzuklären
Die konsequente Forschungsförderung leistet einen entscheidenden Beitrag, um die Risiken für Betroffene zu minimieren und ihre Überlebenschancen und Lebensqualität nachhaltig zu erhöhen.
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