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Filmporträts

„Es wäre kurzsichtig, hier nicht weiter zu forschen“

Julien Park ist Kinderarzt und Clinical Scientist am Universitätsklinikum Münster. Das bedeutet, dass er für einen gewissen Stellenanteil von klinischen Aufgaben freigestellt wird. Diese geschützten Forschungszeiten widmet er den Seltenen Erkrankungen. Ihn motiviert nicht nur der Wunsch, den betroffenen Familien in ihrer Hilflosigkeit beizustehen, sondern auch, dass man an Seltenen Erkrankungen unheimlich viel lernen kann: „Weil es hier keine etablierten Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist die Medizin gezwungen, sehr innovativ sein.“

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Der 31-jährige gilt als großes wissenschaftliches Talent und ist der jüngste Preisträger des Eva Luise Köhler Forschungspreises für Seltene Erkrankungen, der diese Auszeichnung je erhalten hat.

Bereits als Doktorand spürte Julien Park eine bis dahin unbekannte Stoffwechselerkrankung auf. Nach vielen gescheiterten Behandlungsversuchen gelang es es ihm damals, gemeinsam mit seinem Doktorvater, das todkranke Mädchen mit einem neu entwickelten Therapieansatz zu retten.

Nach dieser Initialzündung entscheidet er, seine wissenschaftliche Karriere den Seltenen Erkrankungen zu widmen. „Es wäre kurzsichtig hier nicht mehr zu forschen“, ist Julien Park überzeugt. Ihn reizt, dass, wer im Bereich der Seltenen Erkrankungen forscht, sich fast zwangsläufig auf Neuland begibt.

Um Patienten mit unklaren Befunden einer Diagnose näher zu bringen, müsse man vor allem offen sein und sich darauf einlassen, dass man es mit einer Seltenen Erkrankung zu tun habe könnte. Jede Forschung in diesem Bereich erweitere das Verständnis von den Abläufen im Menschen, wobei „quasi als positiver Nebeneffekt manchmal auch Therapien für andere Krankheiten entstehen können“.

Ein Beispiel für dieses als „from rare to common“ bezeichnete Prinzip liefert die Behandlung der Osteoporose. Für diese bei älteren Menschen weit verbreiteten Skelett-Erkrankung wurde 2019 ein hochwirksames Medikament zugelassen, dessen Entwicklung letztlich auf dem seltenen Van-Buchem-Syndrom beruht. Den Betroffenen fehlt aufgrund der Veränderung eines einzelnen Gens das Enzym Sklerostin, das bei der Knochenregeneration wie ein Bremssignal wirkt. Als dieser Zusammenhang beschrieben werden konnte, entwickelten Forschende des Universitätsklinikums Dresden (UKD) einen Antikörper, der Sklerostin blockiert, wodurch die Knochenstabilität bei Osteoporose erheblich verbessert wird.

Artikel Teaser Bild Park
Dr. Julien Park, Clinician Scientist

Im Gespräch mit Britta Wauer wünscht sich Julien Park, „dass es mehr zeitliche Freiräume für die Forschung gibt.“ Ein Wunsch, der sich für ihn dank eines Stipendiums der Else Kröner-Fresenius-Stiftung kurz darauf erfüllt. Aktuell kann sich der Kinderarzt ganz auf die Arbeit im Labor konzentrieren, wo er versucht, eine Behandlung für eine seltene Glykosylierungskrankheit zu entwickeln. Das Projekt untersucht, wieso es bei diesen erblich bedingten Stoffwechselerkrankungen durch das Fehlen von Sialinsäure zu fatalen Zellschädigungen kommt. Da dieser Mechanismus auch bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems eine wichtige Rolle spielt, können die gewonnenen Erkenntnisse auch das Verständnis für diese häufigen Krankheitsbilder vertiefen.

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